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Fremde

Wir haben uns zu Fremden gemacht. Wir mussten da weg. Wir mussten wo ankommen. Wir mussten suchen und finden. Schließlich wies man uns ein.

Die Unterkunft gewöhnungsbedürftig. Fremde Gerüche, fremde Geräusche, die bange Hoffnung auf eine gelingende Zeit hier.

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Die Sprache noch fremd. Meist unverständlich. Ungewohnt eben. Symbole helfen. Intuitiv Situationen erfassen notwendig. Den Mund öffnen, fragen, in ratlose Augen schauen. Vorgefertigte oder halbgaren Antworten erhalten. Und vor allem: sofort und für alles bezahlen. Mehr noch als andere. Bei Touristen macht man das so. Gut, dass wir Geld mitgebracht haben. Und eine Bankcard. Jetzt kann der Urlaub beginnen.

Wenn wir heimkommen, werden wir auch wieder Fremde sein. Eine Zeit lang. Eingewöhnung. Wenn wir Zuhause sind, werde ich mit anderen Augen auf Fremde schauen. Den Fremden zum Freund machen, sodass er nicht fremd bleibt auf immer.

Wir sind nur Gast auf Erden. Wir sollten sehen, dass wir uns einander vertraut machen. Nicht mehr mit fremden Augen argwöhnisch sondieren. Die Sprachen der Fremden lernen und dabei meine vertraute Sprache weitergeben. Gemeinsam suchen. Unbekanntes entdecken. Gemeinsames finden. Anderes übernehmen oder auch nicht. Wen ich einlade, der lädt auch mich ein. Geteiltes Leben ist doppeltes Leben. Staunen, rätseln, erkennen. Reich werden nicht durch höhere Preise, sondern durch tiefere Begegnung.


Herbert Cambeis

 
 

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