Von Susanna Margaryan
Alltagsrassismus, insbesondere Islamfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie waren die Themen, mit denen sich am 28.11.2019 Studierende der Kulturanthropologie der Johannes Gutenberg – Universität Mainz (JGU) und Schüler und Mitarbeiter des IBBO auseinandersetzen. Ein Filmbeitrag zum Thema löste intensive Diskussionen in der Gruppe aus.
Nach der Begrüßung durch die Leiterin des IBBO Dr. Karoline Pietrzik und Dr. Sandra Keßler, (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Kulturantrhopologie der JGU) stand eine persönliche Vorstellung der einzelnen Teilnehmer auf der Tagesordnung. Dies erwies sich im Lauf der Veranstaltung als wichtig, da während der Diskussion über Alltagsrassismus auch persönliche Erfahrungen und Wahrnehmungen ausgetauscht wurden.
Die Studierenden des Master-Studiengangs nehmen an der Universität an dem Hauptseminar “Rassismus und Ethnizität“ teil. Die Veranstaltung im IBBO war deshalb besonders geeignet, um theoretisches Wissen im Umkreis der praktischen Arbeit neu zu diskutieren. “Wo treten Vorurteile und Diskriminierung im Alltag auf […]und wie können wir dagegen aktiv werden, wenn wir selbst betroffen sind oder sie auch nur als Beobachter wahrnehmen? Ich hoffe und glaube, dass der Austausch heute mit denjenigen, die hier arbeiten oder dieses Zentrum besuchen, den Blick geschärft hat“. Das war das Fazit von Frau Dr. Sandra Keßler.
Der 23-minütige Film „Ich gehe immer leise‘‘ von Hamaimbo Keith war ein ausgezeichnetes und konkretes Beispiel, wie man sich „klein fühlt und sich zurückziehen will‘‘, wenn man vom Rassismus betroffen ist. Die Präsentation des Filmes hatte die Artikulation der eigenen Erfahrungen und Geschichten erleichtert. Die Teilnehmer haben sich erinnert, wie und wann sie Rassismus oder Intoleranz erlebt haben und welche Gefühle das bei ihnen ausgelöst hat. Interessant ist, dass manche Ausländer eine ‘‘psychologische Immunität‘‘ entwickelt haben und nicht mehr darüber nachdenken, warum sie als Ausländer nicht akzeptiert werden – zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder als Arbeitsuchende. Ein konkretes Beispiel ist I. (25) aus Pakistan. Sie spricht sehr gut Deutsch, arbeitet, raucht nicht und hat keine Haustiere. Bei der Wohnungssuche wurde sie lange Zeit abgelehnt und hat sich erst gar nicht mehr mit den Wohnungsanbietern herumgestritten. Die gute Nachricht ist aber, dass sie am Ende eine Untergeschosswohnung in Mainz gefunden hat.
Nach der Diskussion über den Film war es eine gute Gelegenheit für die Veranstaltungsteilnehmer zusammen zu essen und sich dabei näher kennen zu lernen.
Die Diskussion hat sich in der anschließenden Gruppenarbeit zu den Themenbereichen Islamfeidlichkeit, Sexismus und Homophobie weiterentwickelt. Danach haben die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse in der Gesamtgruppe präsentiert.
Als ein Ergebnis der Veranstaltung kann man festhalten, dass auch Schlagfertigkeit gegen Intoleranz und Alltagrassismus hilft. Kreative Reaktionen auf typische Fragen und Bemerkungen ermöglichen ein Erstaunen des stereotyp Orientierten: Als einmal jemand abweisend eine farbige Person gefragt hat: „Woher kommst Du denn?‘‘, gab sie als Antwort: „Aus Kaiserslautern‘‘. Und eine andere Person hat eine brutale Äußerung mit einem einfachen: „Aua!‘‘ beantwortet. Die Person, die eine rassistische Bemerkung gemacht hat, sollte dadurch spüren, dass ihre Äußerung nicht angebracht ist und anderen Menschen wehtun kann.
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