Geschichte der ÖFO
Ökumenischen Flüchtlingshilfe Oberstadt e.V.
Fortsetzung ......
Was ist die Ausgangssituation?
Schon früh war klar, dass geflüchtete Menschen, neben der existenziellen Versorgung und dem Spracherwerb, vor allem auch den sozialen Austausch mit der Bevölkerung benötigen, um Teil der Gesellschaft werden zu können. Einblicke in Kultur und Werte sind nur so möglich und werden nicht durch Belehrung erworben – erst recht die Möglichkeit, eine Heimat zu finden. Hierzu gehören auch die Vorbereitung auf die Herausforderungen in Schule und Beruf sowie begleitende Unterstützung in allen Alltagsbelangen und der Austausch mit den Menschen in Mainz. Die Eltern benötigen Unterstützung in Fragen der Erziehung, damit ihre Kinder sich erfolgreich im Bildungssystem bewegen können. Eine grundsätzliche Herausforderung ist zudem die Anerken-nung von Berufsabschlüssen und mitgebrachten Qualifikationen. Den Zugewanderten sind die Regeln des Zugangs zum Arbeitsmarkt nicht vertraut, das vertraut Werden mit seinen Standards eine wichtige Aufgabe, die nicht einfach allein zu bewältigen ist.
In einer Reihe von Fällen ist das Überwinden von Traumata und die Entwicklung zukunftsorientierter Zuversicht ein wesentlicher Aspekt, um Erfahrungen der Flucht bewältigen zu können. Die intensiven Gespräche und die begleitende Hilfe der ehrenamtlich Tätigen haben gerade an dieser Stelle den positiven Blick nach vorne und so Lebensqualität und Zugehörigkeitsgefühl entstehen lassen. Gerade dabei ist geschlechterspezifische Förderung nötig. Von Männern und Frauen sind die ihnen aus der Herkunftskultur gewohnten Rollenbilder mitgebracht und diese geraten hier unter den Veränderungsdruck moderner Gesellschaften. Für das Mitgebrachte, den Veränderungsdruck und für Unterdrückung einen sensiblen Blick zu haben, erweist sich in der Beratungsarbeit als besonders wichtig.
Herausforderungen zeigen sich in den unterschiedlichsten Situationen, beim Umgang mit einer fixierten Zeitstruktur ebenso wie bei Fragen der Kindererziehung und in der Bewältigung vieler Anforderungen beim selbständigen Leben in einer eigenen Wohnung. Das Augenmerk richtet sich aber ebenso auf Integrations-hemmnisse, auf die Bereiche, die staatlich oder kommunal noch nicht geregelt sind oder ohne besondere Unterstützung nicht genutzt werden können. Die Ordnung des Asylrechts setzt einen engen Rahmen, den zu nutzen professionelle Unterstützung erfordert. Ein besonders hohes Maß an Unterstützung und Orientierungs-hilfen brauchen die geflüchteten Menschen ohne Bleibeperspektive, die noch nicht einmal Anspruch auf einen Integrationskurs haben.
Warum "ökumenisch"?
Der Name „Ökumenische Flüchtlingshilfe Oberstadt – ÖFO“ wurde von den Gründerinnen und Gründern des Vereins bewusst als Ausdruck eines religionsübergreifenden Wertesystems gewählt. Dabei wurde der Begriff des „Ökumenischen“ in der üblichen Verwendung als Einheit der christlichen Gemeinschaften verwendet. Ursprünglich hat das Wort eine weitere Bedeutung, nämlich: „die ganze bewohnte Erde“. Allein schon dieser Akzent rechtfertigt die Wahl des Namens. „Ökumenisch“ bedeutet für uns heute deshalb die friedensfördernde Zusammenarbeit und das Bemühen um die Gemeinsamkeit aller Menschen zum Wohle der Menschen. In diesem Sinne versteht sich die ÖFO als ökumenisch.
Die ÖFO hat in ihrem Namen eine weitere Spezifikation: sie ist in der Oberstadt von Mainz entstanden, als dort eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet wurde. Unsere Aktivitäten haben sich mit der Verlagerung vieler Menschen aus dieser Unterkunft in das Allianzhaus im Zentrum von Mainz dorthin ausgeweitet.
Inzwischen beziehen sich unsere Aktivitäten auf das ganze Stadtgebiet. Die Besucher des „Interkulturellen Bildungs- und Begegnungszentrums Oberstadt (IBBO)“ kommen aus allen Stadtteilen, die Zusammenarbeit der ÖFO schließt Organisationen in der ganzen Stadt ein. Insoweit beschreibt der Name ÖFO den weiterhin wichtigen Standort des Vereins und des IBBO, ihre Heimat gewissermaßen, doch wir sind in der ganzen Stadt aktiv. Gerade nachdem das Allianzhaus als Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen geschlossen wurde und die aus der ÖFO hervor gegangene „Mainzer Initiative Allianzhaus“ (MIA) ihren namentlichen Bezugspunkt, aber nicht die Menschen, die sie begleitet und unterstützt, verloren hat, ist die Öffnung für alle Geflüchtete in Mainz wichtig.
Die ÖFO-Geschichte in Zahlen
Nov. 2014 Erste Informationen über die Einrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Elly- Beinhorn-Straße in der Mainzer Oberstadt
23.03.2015 Erste Auftaktveranstaltung zur Werbung für eine Flüchtlingshilfe in der Mainzer Oberstadt, Gründung der ÖFO
Juli 2015 Volle Belegung der GU Elly-Beinhorn-Straße
01.05.2016 Erste Überlegungen zur Einrichtung eines „Interkulturellen Bildungs- und Begegnungszentrums Oberstadt (IBBO)“ in Kooperation mit den Malteserwerken
01.06.2016 Gründung des „Cafe Kontakt“ in der Luthergemeinde
23.06.2016 Offizielle Einweihung des IBBO unter Beteiligung von Dekan Pfarrer Andreas Klodt und Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann
25.07.2016 Vereinsgründung ÖVO e.V., Vorstandswahl
01.04.2017 Schließung der Gemeinschaftsunterkunft in der Elly-Beinhorn-Straße
01.04.2017 Die ÖFO wird von der Bundesagentur für Arbeit als Träger einer Flüchtlingsintegrations-
maßnahme (FIM) gem. § 5a AsylbLG mit einer Laufzeit von einem Jahr vertraglich
bestätigt.
30.04.2017 Beendigung der Kooperation mit den Malteserwerken im IBBO
28.06.2017 Beschluss zur Aufnahme der „Mainzer Initiative Allianzhaus – MIA“ in die ÖFO durch die
Mitgliederversammlung
01.03.2018 Einstellung von drei hauptamtlichen Mitarbeiter/innen im IBBO
28.05.2018 Abschluss eines Kooperationsvertrags mit MentoringMainz im Kinderschutzbund Mainz
zum Projekt „Perspektive Hautschulabschluss“ mit Unterstützung durch die Lenz-Stiftung
03.12.2018 Abschluss eines Kooperationsvertrags mit MentoringMainz im Kinderschutzbund Mainz
zum Projekt „Perspektive Hautschulabschluss II“
Jan. 2019 Förderung durch die Wilhelm Emmanuel von Ketteler Stiftung
15.01.2019 Die ÖFO erhält vom Jobcenter Mainz die Anerkennung als Träger einer „Arbeitsgelegen-
heit mit Mehraufwandsentschädigung“ (AGH) nach §16d SGBII mit 8 Einsatzplätzen mit
einer Laufzeit von einem Jahr
02.09.2019 Sommerfest der ÖFO mit Teilnahme von Frau Staatsministerin Anne Spiegel, Herrn OB
Michael Ebling, der Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner sowie mehreren Mitgliedern
des Rheinland-Pfälzischen Landtags
09.12.2019 Verabschiedung der überarbeiteten Satzung 1.3 durch die Mitgliederversammlung mit
dem gleichzeitigen Beschluss, den bisherigen Status als „Verein nach kanonischem Recht“
aufzuheben
13.12.2019 Abschluss einer Vereinbarung mit der „Mainzer Initiative Allianzhaus (MIA)“ über die
Beendigung der Trägerschaft durch die ÖFO in Vollzug des Beschlusses der Mitglieder-
versammlung vom 09.12.2019
Dez. 2019 Förderung durch „Mainz 05 hilft“ für das Projekt „Einzelnachhilfe für Azubis und EQler“
15.01.2020 Bescheid des Jobcenter Mainz über eine Fortsetzung der AGH-Maßnahme nach §16d SGBII
mit 8 Einsatzplätzen bis 15.01.2021